Evaluation des Schulangebotes

Zusätzliche Qualitätssicherung des Englischunterrichtes

Im Laufe der ersten vier Jahre des Englischangebotes an der Marxheimer Schule wurde die Arbeit mehrfach vorgestellt.
Zum einen hospitierte Herr Cyriax, damals noch der Schuldezernent des Main-Taunus-Kreises im Englischunterricht. Außerdem wurde der damaligen Kultusministerin Frau Henzler das Englischangebot als ein Beispiel für die Profilbildung im Rahmen der Bildungsregion vorgestellt. Frau Henzler zeigte sich begeistert von dem Angebot und bestärkte die Marxheimer Schule darin, das Projekt weiter voranzutreiben.
Auch Frau Lortz aus dem Kultusministerium und Frau Christ als Referentin des Hessischen Kultusministeriums für den Grundschulbereich und als Zuständige für die bilingual arbeitenden Schulen besuchten den Unterricht im Englischangebot, teilten aber mit, dass zurzeit keine weiteren Grundschulen als bilingual arbeitende Schulen anerkannt werden. Parallel wurde eine Zusammenarbeit mit der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität angestrebt, um das Englischangebot wissenschaftlich zu begleiten.
Daraus entstand eine langfristige Zusammenarbeit. Inzwischen begleitet die Universität im dritten Jahr einen Jahrgang des Englischangebotes und testet in jährlichen Untersuchungen den Wissenszuwachs der Kinder. Als Grundlage wurde zu Beginn der Einschulung bereits ein Test durchgeführt, um die Ausgangslage zu beschreiben.
Darüber hinaus unterstützt Frau Friedman, unser Native Speaker, Frau Dausend von der Universität Frankfurt in der Ausbildung von Englischlehrern. Die Studenten haben im Rahmen eines Seminars die Möglichkeit Materialien für den Englischunterricht zu entwickeln und können diese dann in der Unterrichtspraxis an der Marxheimer Schule erproben. Somit stellt die Marxheimer Schule auch eine Grundlage für die Ausbildung zukünftiger Lehrender im Englischunterricht zur Verfügung. Die Studenten schätzen diese Praxiserprobung sehr, haben sie doch teilweise das erste Mal eine gezielte Rückmeldung zu ihrer Unterrichtsplanung und ihrem Lehrerverhalten.

Austausch mit den weiterführenden Schulen im Vorfeld des Übergangs

Bereits in der Planungsphase unseres Englischangebotes war uns klar, dass eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen unerlässlich ist. Immer wieder wird in Austauschtreffen berichtet, wie unterschiedlich der Wissensstand der Fünftklässler ist. Während einige nur einen beschränkten Wortschatz erworben haben, bringen andere schon einiges an Vorwissen mit. In einer solch heterogenen Lerngruppe stellt die Integration der Kinder aus dem Englischangebot eine Herausforderung dar, da die Kinder des zusätzlichen Englischangebotes vermutlich über einen weitaus ausgeprägteren Wortschatz in Englisch verfügen als andere Kinder ihres Alters.
Im Herbst 2013 luden Frau Friedman und ich Vertreter der benachbarten weiterführenden Schulen zu einem Austauschtreffen ein. Frau Friedman stellt ihre Arbeit im Englischangebot, die benutzten Materialien und Lehrbücher vor und berichtet vom Wissensstand der Kinder. Auch hier wird thematisiert, wie man die Kinder aus dem Englischangebot einbinden könnte.
Im Gespräch wird deutlich, wie sehr sich der Sprachenlernprozess im Englischangebot von dem Englischunterricht der weiterführenden Schulen unterscheidet. Während für die Sekundarstufenlehrer die grammatikalische Progression im Vordergrund steht, lernen die Kinder im Englischangebot am Beispiel. Sie sprechen nach und prägen sich ganze Satzmuster ein, ohne diese auf grammatikalische Schwierigkeiten zu analysieren.
Es wird vereinbart, weiterhin im Austausch zu bleiben.

Rückmeldungstreffen der weiterführenden Schulen

Im Frühjahr 2014 haben wir gezielt die Vertreter der weiterführenden Schulen eingeladen, an die die Kinder aus unserem Englischangebot gewechselt haben. Es zeigte sich schnell, dass es sinnvoller ist, sich direkt mit den Englischlehrern der entsprechenden Klassen auszutauschen.
Einige Fachkollegen konnten an dem Austauschtreffen nicht teilnehmen, ließen uns aber schriftlich eine Rückmeldung zukommen.
Dafür erstellen wir einen Fragenkatalog, bewusst offen angelegt:

  • Nehmen Sie die Vorkenntnisse der Kinder wahr?
  • Fällt den Kindern durch die Teilnahme am Englischangebot das Erlernen der Sprache leichter?
  • Fällt den Kindern die Aussprache und das Lesen leichter?
  • Können Sie die Vorkenntnisse der Kinder nutzen?
  • Wie ist die Motivation der Kinder?
  • Haben Sie Vorschläge, wie wir unsere „Bilis“ noch besser auf den Übergang vorbereiten können?

 

Es kamen zwar nur zwei Kolleginnen aus den weiterführenden Schulen zum Austausch, alle gaben uns aber schriftlich eine Rückmeldung. Im kleinen Kreis kam ein Austauschtreffen zustande, das sehr interessant war. Es zeigte sich, wie auch schon aus den schriftlichen Rückmeldungen, dass alle unsere Kinder aus dem Englischangebot sehr erfolgreich im Englischunterricht mitarbeiten und keine Schwierigkeiten bei der Umstellung auf die weiterführende Schule hatten.
Alle berichten übereinstimmend, dass der Wissensvorsprung der Kinder deutlich wahrnehmbar ist, dass alle Kinder von den Leistungen her zu den Besten der Klasse gehören oder mindestens im oberen Drittel zu finden sind.
Übereinstimmend wird auch festgestellt, dass die Kinder keine Schwierigkeiten mit der Aussprache, beim Lesen und Schreiben der englischen Sprache haben.
Eine Nutzung der Vorkenntnisse scheint nicht möglich, da die Kollegen der weiterführenden Schulen ihren Fokus auf die Kinder mit Startschwierigkeiten richten müssen.
Alle berichten auch, dass die Kinder aus dem Englischangebot mit großem Spaß und sehr viel Motivation am Unterricht teilnehmen.
Besonders hervorgehoben wurde beispielsweise:
„M. ist ein sehr leistungsstarker Schüler im Englischunterricht, der durch seine Aussprache, seine grammatikalischen Vorkenntnisse aber auch durch seinen lexikalischen Leistungsstand aus der Klasse herausragt.“
Angemerkt wird auch, dass die Kinder „sich sehr gut spontan äußern können.“ und es ihnen sehr leicht fällt„neue Redewendungen und neue grammatische Phänomene an bereits vorhandenes Wissen anzuknüpfen.“
Dabei wird deutlich, dass nicht nur die Kinder aus dem zusätzlichen Englischangebot sondern auch die Kinder aus dem Frühenglischunterricht mit guten Vorkenntnissen an der weiterführenden Schule angekommen sind und nicht zu den Problemfällen in den Klassen gehören.
Thematisiert wurde allerdings wie auch schon im Vorbereitungstreffen die sehr große Heterogenität der Klassen.
So heißt es beispielsweise:
„Die drei machen sich super! Sie haben eine Menge Vorkenntnisse, eine gute Aussprache und sind sehr motiviert. Allerdings macht dies auch den Unterricht insgesamt schwieriger, da manche in der Grundschule noch nie Vokabeln aufgeschrieben haben. Da die Vokabelmenge in der 5.Klasse sehr groß ist, tun sich diese Kinder mit ihren Vorkenntnissen natürlich leichter.“
Die weiterführenden Schulen berichten, dass sie die Heterogenität im Rahmen einer der nächsten Gesamtkonferenzen zum Thema machen wollen und wir bieten unsere Unterstützung an.
Wir werden weiterhin im regelmäßigen Austausch bleiben.

Rückmeldungen der Eltern

Bei den Rückmeldungen der Eltern, die wir bewusst als offene Fragen angelegt haben, ging es uns gezielt um Informationen dazu, wie die Kinder im Englischunterricht der weiterführenden Schulen zurecht kommen, ob sie von ihren Vorkenntnissen profitieren, ob die Teilnahme am Englischangebot insgesamt das Lernverhalten des Kindes positiv beeinflusst hat und inwieweit die Englischlehrer die Vorkenntnisse der Kinder nutzen. Abschließend fragen wir ab, ob nach den gemachten Erfahrungen die Eltern heute vor die Wahl gestellt, ihr Kind wieder im bilingualen Angebot anmelden würden.
Die hierfür formulierten offenen Fragen waren:

  • Fällt es Ihrem Kind leichter im Englischunterricht der weiterführenden Schule mitzukommen?
  • Wie gehen die Englischlehrer auf die Vorkenntnisse Ihres Kindes ein?
  • Hat Ihr Kind auch in anderen Fächern Vorteile durch den Besuch des englischen Angebotes (beispielsweise größere Weltoffenheit, Toleranz, Auseinandersetzung mit anderen Kulturen etc.)?
  • Fanden Sie die Teilnahme Ihres Kindes am bilingualen Projekt sinnvoll und würden Sie diese Entscheidung wieder so treffen?
  • Was Sie uns sonst noch gerne mitteilen würden….

 

Von 14 angeschriebenen Eltern bekommen wir acht Antworten. Die Rückmeldungen der Eltern sind durchweg positiv. Die Kinder sind gut in den weiterführenden Schulen angekommen und das Lernen fällt ihnen insgesamt leicht. Unabhängig von dem Englischangebot haben die Eltern den Eindruck, dass ihre Kinder gut auf den Übergang vorbereitet waren.
Auf die Frage nach dem Englischunterricht kommen u.a. folgende Rückmeldungen:
„Unserem Kind fällt der Unterricht leicht, es lernt Vokabeln schnell und versteht Texte sehr gut, viele Vokabeln sind momentan noch reine Wiederholung.“
„Meine Kinder haben durch das Englischangebot die Scheu vor der Sprache verloren. Sie gingen „siegessicher“ ins fünfte Schuljahr und wurden nicht enttäuscht.“
„Meinem Kind fällt der Englischunterricht sehr leicht. Es schreibt durchgehend gute/ sehr gute Noten.“
„Mein Kind versteht alle englischen Anweisungen des Lehrers, wohingegen Kinder aus anderen Grundschulen wohl grundlegende Schwierigkeiten dabei haben. Vokabeltests fallen ihm leicht, da es an sie gewöhnt ist.“
„Mein Kind versteht Textinhalte sehr schnell und kann sie mühelos übersetzen. Das grammatikalische Verständnis ist ebenfalls da.. Zitat: Ich höre es heraus, wie es grammatikalisch richtig klingen muss –nicht „me car“ , sondern „my car“.“
„Mein Kind sagt: Ja klar haben wir Vorteile. Wir können besser sprechen und lesen.“
„Mein Kind hat in den 4 Jahren ein Gefühl für die englische Sprache entwickelt. In dem ersten Vokabeltest am Gymnasium gab es einen Zusatzpunkt, wenn die Schüler den Satz “Ich komme auch aus Hofheim.” übersetzen konnten. Die Bili-Kinder haben geschrieben: “I come from Hofheim, too.” Die Nicht-Bili-Kinder: “I come too from Hofheim.” Selbst wenn sie das ein oder andere wieder vergisst, weil ihre Kenntnisse zur Zeit nicht so gefordert werden, wie noch bei Mrs. Friedman, bin ich sicher, dass sie – wenn erforderlich – schnell wieder hineinfinden wird.“
Übereinstimmend berichten die Eltern, dass die Lehrer nicht auf die Vorkenntnisse ihrer Kinder eingehen. Sie haben den Eindruck, dass die Fachkollegen gar nicht wissen, dass die Kinder an einem zusätzlichen Englischangebot teilgenommen haben. Die meisten Eltern sehen dies jedoch als unproblematisch, da ihrem Kind durch die Vorkenntnisse die erfolgreiche Mitarbeit im Englischunterricht sehr erleichtert wird.
Eine Mutter merkt kritisch an:
„Die Englisch-Lehrerin scheint meiner Meinung nach nicht auf die Vorkenntnisse der Bili-Kinder einzugehen. Da dort aber von 30 Kindern nur 3 Bili-Kinder sind, hatte ich das auch nicht erwartet. Eine Amerikanerin meinte nun neulich zu mir, man würde einen Unterschied im Englisch meiner Tochter bemerken: sie hätte inzwischen einen stärkeren deutschen Akzent und die Grammatik sei nicht mehr so gut wie noch in der vierten Klasse. Hier macht es sich offensichtlich bemerkbar, dass im Englisch-Unterricht des Gymnasiums noch mehr Deutsch als Englisch gesprochen wird.“
Die Frage nach den Vorteilen über den Englischunterricht hinaus, finden die Eltern schwierig zu beantworten.
Alle kommen einheitlich zu dem Schluss, dass sie sich auf jeden Fall wieder für eine Teilnahme am zusätzlichen Englischangebot entscheiden würden. Auch die Rückfrage bei ihren Kindern habe ergeben, dass diese auf jeden Fall gerne wieder teilnehmen würden, auch wenn den einen oder anderen die zusätzlichen Stunden ab und zu genervt haben.
„Es ist einfach ein tolles Projekt. Die ersten zwei Jahre mit Spaß und ohne Notenstress sind sehr wertvoll. Es war für meinen Sohn ein tolles Erlebnis und hilft ihm an der weiterführenden Schule. Vielen Dank für die Möglichkeit.“
Übereinstimmend stellen die Eltern fest, dass die Kinder ein anderes Sprachgefühl entwickelt haben, in der englischen Sprache denken und nicht Wort für Wort übersetzen.
„Wir waren letztes Jahr in den Sommerferien in England. Unser Sohn wollte Museen und Sehenswürdigkeiten ansehen, von denen er von Mrs. Friedman gehört hat. Er hat sich selbstständig mit den Engländern unterhalten. Er hat nach dem Weg gefragt,
Essen im Restaurant bestellt, hat mit Kindern Kricket gespielt (er hat sogar die Regeln erklärt bekommen und verstanden!), alles ohne unsere Hilfe. Das war für uns der Punkt, an dem wir gemerkt haben, wie sinnvoll und wertvoll dieser Unterricht war.“
Unter dem letzten Punkt ist allen Eltern besonders wichtig, dass der Erfolg des Angebotes entscheidend durch die Lehrerpersönlichkeit bestimmt war:
„Hier auch ein dickes Dankeschön und Lob an Mrs. Friedman, die es geschafft hat, dass mein Sohn durchgehend sehr gerne in den Englischunterricht gegangen ist. Es hat ihm auch nichts ausgemacht, wenn seine Freunde (die nicht am Angebot teilgenommen haben) bereits heimgehen konnten oder später in die Schule kamen.
Englisch gehört nach wie vor zu seinen Lieblingsfächern.“
„Meiner Tochter hat der Englischunterricht immer großen Spaß gemacht, was nicht zuletzt an Mrs. Friedmans Vorgehensweise – den Kindern die Sprache mit Spaß und ohne Druck zu vermitteln – lag. Ich freue mich nach wie vor, dass meine Tochter in den Genuss kam, dieses Wissen spielerisch zu erlernen.“
Kritisch merkt eine Mutter an: „Ich finde es nur schade, dass diese Kinder, die solche Fortschritte gemacht haben, nicht die Möglichkeit haben das bisherige Wissen noch weiter in der Zukunft in dem Tempo, wie es bisher war, aufbauen zu können.“

Zwischenergebnis aus der wissenschaftlichen Begleitung des dritten Jahrganges

In der Testung nach einem Jahr zusätzlichem Englischangebot an der Marxheimer Schule kommt Frau Dausend von der Universität Frankfurt 2012 zu folgendem Ergebnis:
„Die Ergebnisse der Testungen zeigen, dass das bilinguale Programm der Marxheimer Schule die Lerner bereits nach einem Jahr dazu befähigt, umfassende Hörzusammenhänge im Englisch zu verstehen sowie sich sprachlich frei zu äußern. Allerdings ist trotz der allgemein sehr positiven Leistungen im Hören die Entwicklung der breiten Streuung der Ergebnisse in den kommenden Jahren zu beobachten und zu fördern. Allerdings ist ein Vorteil der bilingualen Lerner im Vergleich zu denen, die keinen regelmäßigen Kontakt zur Zielsprache haben, unverkennbar. … Auch wenn bislang keine Erhebungen zur Methodik des Unterrichts vorliegen ist festzuhalten, dass sich der qualitativ hochwertige und sprachlich facettenreiche Sprachgebrauch durch die muttersprachlichen Lehrkräfte sehr positiv (bislang vor allem) auf das Hörverstehen auswirkt.“
Nach einem weiteren Jahr Englisch zeigt sich folgendes Ergebnis:
„Die Ergebnisse der Testungen zeigen, dass das bilinguale Programm der Marxheimer Schule die Lerner in zwei Jahren dazu befähigt hat, sich sprachlich frei zu äußern. Die Lerner verfügen über einen guten Wortschatz, welcher jedoch im Hinblick auf die Kenntnisse bezüglich der Verben erweitert werden kann.“

 

Die Universität Frankfurt wird diese Klasse noch bis zum Ende des vierten Schuljahres begleiten und kann dann ein abschließendes Urteil über die Lernentwicklung der Kinder aus dem zusätzlichen Angebot abgeben.

Ausblick

Inzwischen gibt es in jedem Jahrgang an der Marxheimer Schule eine Gruppe für das zusätzliche Englischangebot. Die Nachfrage ist enorm. Jedes Jahr haben wir fast doppelt soviel Anmeldungen wie Plätze.
Das zusätzliche Englischangebot ist zu einem festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit an der Marxheimer Schule geworden.
Die Zufriedenheit bei Eltern und Kindern ist groß. Auch in den Klassen hat die Mischung aus Kindern, die an dem zusätzlichen Angebot teilnehmen und solchen, die das nicht tun, zu keinen Spannungen geführt.
Das zusätzliche Englischangebot an der Marxheimer Schule ist eng mit der Lehrerpersönlichkeit von Frau Friedman verknüpft, die den Kindern mit Spaß und Engagement die englische Sprache näher bringt. Deshalb möchten wir unter allen Umständen Frau Friedman als Lehrkraft an unserer Schule behalten.